Motorradtour zum Nordkap

 

 

Vorgeschichte

Bereits nach unserem Urlaub 2015 durch den Balkan begann die Urlaubsplanung für 2016. Es stellte sich wieder einmal die Frage, ob wir noch einmal irgendwohin fahren möchten, wo es schön war und was wir noch einmal "erfahren" wollten oder ob wir uns erneut in unbekannte Gefilde begeben wollten.Schottland, Irland und Portugal kam zur Sprache, auch Gibraltar. Wir ließen unsere vergangenen Urlaube Revue passieren und ärgerten uns erneut bei unserer virtuellen Reise, dass wir auf unserer Baltikumstour in 2011 nicht doch noch einen Abstecher nach Finnland gemacht hatten.

Finnland setzte sich danach in unseren Köpfen fest. Gelesene Reiseberichte beschrieben zwar die tolle Landschaft mit den unendlichen Seen, aber auch Mückeninvasionen und schrecklick eintönige langgezogene Straßen. Was sollte man also 14 Tage in Finnland mit einem für alle Terrains geeigneten Motorrad...

Die Antwort auf diese Frage konnte man dann allerdings bereits Axels breitem Grinsen entnehmen. "Wir kombinieren Finnland mit einer Tour zum Nordkap". Ja, klar..., dachte ich. 6.000 Kilometer. Ich hatte an einen Joke gedacht. Aber ehe ich mich versah, saß Axel schon am PC und begann mit der Planung der Tour.

Axel plant die Tour
Axel beim Buchen der Fähre

Wir stimmten uns dann nur noch ab, wie wir fahren wollten. Südnorwegen hatten wir schon 2009, also machte Axel den Vorschlag, die Hinfahrt durch ganz Schweden, einen Zipfel Finnland und Norwegen zu planen, dann zum Nordkap und zurück durch ganz Finnland bis Turku, um von dort mit der Fähre wieder nach Stockholm zu fahren. Ich versuchte mir die Route auf der Karte vorzustellen, hatte aber nicht wirklich einen Plan und nickte zustimmend.

Die bisher von Axel geplanten und von uns gefahrenen Touren waren immer spannend und mit special Einlagen wie z.B. Gefängnisaufenthalten gespickt. Mal sehen, was uns dieses Mal erwarten würde...

Der fortwährende Kampf gegen Phobien

Eigentlich sollte unsere Reise am 8. Juli nachmittags starten, da dann planmäßig unser Urlaub begann. Bedingt durch einen Trauerfall in der Familie verschob sich der Start dann aber um 4 Tage.

Start in Norderstedt
Start in Norderstedt

Als wir Dienstagnachmittag, den 12. Juli dann die Bikes in Bewegung setzten, war es 17:00 Uhr. Ziel war Grenaa in Dänemark, von wo aus wir mit der Fähre nach Varberg in Schweden übersetzen wollten. Die Fähre sollte um 00:10 ab- und um 4:45 in Varberg anlegen. Die Reisezeit wollten wir dann zum Schlafen oder zumindest Dösen nutzen.

Tankpause in Grenaa
Tankpause mit Fransk Hotdog und Kaffee

Wir hatten 5 Stunden Fahrt bis Greena eingeplant, mit unvorhersehbaren Baustellen oder Staus sogar 5 1/2 Stunden. Aber wir kamen gut durch und erreichten trotz Tankpause und Imbiss in Form eines dänischen Fransk Hotdog (zylindrische Papprolle mit mittigem senkrechten Loch, in der ein Pölser mit etwas Senf gesteckt wird, für 3,50 EUR) um 21:15 Uhr bereits den Check-In und hatten somit noch 2 Stunden Zeit. Wir waren so ziemlich die ersten hier (neben zahlreichen LKWs), die nun auf die Verladung warteten.

Warten aufs Bording
die ersten in Reihe 15

Für mich natürlich wieder zuuu viel Zeit zum Nachdenken. 6.000 Km, hämmerte es in meinem Kopf, Fähre fahren, Nordkaptunnel... alles Dinge, die in mir Unbehagen aufstiegen ließen. Axel hingegen schien entspannt und freute sich. Er hat dann immer so ein schönes Strahlen in den Augen.

Die Zeit verging schneller als gedacht. Noch schnell ein paar Bilder geschossen, der virtuellen Facebook-Welt mitgeteilt, wo man sich gerade befand und dann ging alles auch schon irgendwie los. Unsere Fähre legte aus Schweden kommend an und öffnete ihre Schleusen. Es ergossen sich aus der Fähre kommend Fahrzeuge aller Art wie Ahornsirup über das gesamte Hafengebiet. Idyllische Stille wandelte sich in lautes Brummen.

Vor uns winkte hektisch ein Einweiser mit den Armen. Meinte der uns? Wir starteten und fuhren in Richtung der unteren Öffnung, aus der immer noch LKWs quollen. Der wird schon wissen, was richtig ist.

Bevor uns der Schlund der Fähre verschluckte, hatte ganz kurz vor uns der letzte LKW die Rampe verlassen. Das nenn ich perfektes Koordinieren. Wir wurden auf einen Platz geleitet, der sich genau waagerecht zwischen 2 LKW-Stellflächen befand. Dann wurden wir auch schon vorne und hinten zugeparkt. Jemand von der Schiffsbesatzung kam und knallte jedem von uns einen dicken Kunststoffblock zur Sicherung gegen das Umfallen unter den Motorblock. Das war alles...kein Gurt oder sonst was. Einfach einen dicken Klotz mit dem Fuß unters Mopped getreten. Zack, und fertig. Etwas verwundert war ich schon, denn immerhin fuhren wir über die doch etwas aufgewühlte Ostsee.

Nun nahm ich das hektische Treiben um uns herum wahr. Nicht nur die LKW-Fahrer, sondern auch ganze Familien stürmten bepackt mit Isomatten, Wolldecken und Schlafsäcken aus ihren Fahrzeugen und suchten schnellstmöglich den Weg auf die oberen Decks. Wir folgten, denn auch wir wollten gerne noch einen Platz zum Schlafen ergattern, um die 4 Stunden Überfahrt sinnvoll zu nutzen.

Nach gefühlten 3.000 eng nach oben führende Stufen erreichten wir keuchend Deck 7. Natürlich waren schon die meisten Bänke im so genannten "Salon" belegt und einige Mitfahrende hatten sich bereits äußerst großzügig auf den Sitzbänken verteilt und taten so, als wenn sie schlafen würden. Für uns blieb da nicht mehr viel Platz.

Doch dank einer 6-köpfigen Familie, die kurzerhand eines ihrer Kinder auf eine Isomatte auf dem Fußboden verfrachtete, wurde eine Sitzgruppe für uns frei. Danke nochmals dafür.

Schlafplatz
Schlafplatz auf der Fähre

Nach zu teuren Pölsern und Light-Bier (3,5%) für 10 Euronen versuchten wir dann eingemummelt in einen Schlafsack ein wenig zu schlafen oder zumindest zu dösen. Der Wunsch war da, die Realität aber eine andere. Andauerndes Geschiebe von irgendwelchen großen Glastüren und Kindergeplärre ließen dies kaum zu. Hinzu kam, dass die Bank viel zu kurz und schmal war und es sich bei der Fähre eher um ein Arbeitstier mit viel Leistung und dementsprechenden dröhnenden Maschinen als um eine Comfort-Schaukel auf See handelte. Auch das viel zu helle Licht störte. Jetzt halfen nur noch Sonnenbrille und Ohrstöpsel. Und selbst Axel als militanter Ohropax-Verweigerer stopfte sich zwei Knödel bis fast ins Gehirn. Nun ließ es sich aushalten und wir konnten tatsächlich ab und zu etwas dösen.

Gefahrene Kilometer Norderstedt - Grenaa: 387,1

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