Himmelfahrt 2010 ins Erzgebirge

 

11. Himmelfahrtkommando vom 13. bis 16. Mai 2010

Vorwort

Auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herrn sollte unsere diesjährige Himmelfahrtstour wieder einmal ins Erzgebirge gehen. Nach dem langen und harten Winter und der Tatsache, dass Himmelfahrt dieses Jahr relativ früh im Kalender stand, hatten Axel und ich schon so unsere Bedenken, dass wir dort motorradtaugliches Wetter vorfinden würden. Aber wir waren guten Mutes und freuten uns auf das Wiedersehen mit unseren Motorradfreunden, von denen wir einige wirklich nur einmal im Jahr sehen konnten.

Mit dem Abgeben des Wetterberichtes für die Region um das Erzgebirge fiel aber auch der Startschuss für eine weitere Strophe des Liedes "10 kleine Negerlein...". Hier kommt nun, leicht abgewandelt, das Lied in ironischer Kurzform:

1. Strophe:
20 kleine Bikerlein wollten das Erzgebirg´sehn, Fünfen war´s dann doch zu weit, da waren´s nur von 15.
2. Strophe:
15 kleine Bikerlein wollten gemeinsam auf Tour gehen, Fünf davon sagten dann noch ab, da waren´s nur noch 10.
3. Strophe:
10 kleine Bikerlein wären bei dem Wetter gerne zu Hause geblieben, 3 davon haben´s wahr gemacht, da waren´s nur noch 7.

Geplant hatten wir tatsächlich für 20 Teilnehmer, gebucht letztendlich verbindlich für 14. Als am Mittwochabend dann bei regnerischem Wetter und mieser Prognose für die nächsten 3 Tage das Telefon zum 3. Mal klingelte und eine weitere Absage durch die Hörermuschel hüpfte, entschlossen wir uns, nun nicht mehr ans Telefon zu gehen. Zu oft hatte Axel in den letzten Tagen mit den Herbergseltern wegen Stornierungen und Umbuchungen telefonieren müssen. Wir gingen einfach früh ins Bett und freuten uns auf die "Harten", die am morgigen Tag den Weg durch Schneegestöber, Hurricans und Erdrutschen ins schöne Sachsen finden würden.

Donnerstag, 13. Mai 2010

Pünktlich um 8.00 Uhr früh, oder besser gesagt schon um 7.40 Uhr, lauerte KP bereits vor unserer Tür auf unser Erscheinen. Bei 7° starteten wir gen ARAL-Tanke in Maschen, von wo wir dann gemeinsam mit Bert gen Süden aufbrechen wollten. Petra, die sonst auch immer von hier aus mit uns startete, hatte bereits ein paar Tage Urlaub und wollte uns in Sayda treffen. Früher als geplant konnten wir dann schon um 8.45 Uhr von Maschen aus starten.

Unser Weg führte uns dann erst einmal südöstlich Richtung Madgeburg. Zunächst aber fuhren wir in Gardelegen noch den fehlenden Roland für unseren Bericht "Rolandtour" an, um ihn für unsere Aufzeichnungen und im Knipskasten festzuhalten. Mit unserem Eintreffen auf dem Marktplatz steuerte auch fast zeitgleich der ortsansässige Schützenverein samt Spielmannszug diesen an. Mit viel Tamtam und Getöse und geblasenen "3 Chinesen mit dem Kontrabass" zogen wir uns bei einer Tasse Kaffee und mit einem Schmunzeln im Gesicht das Schauspiel rein.

Kaffeepause in Gardelegen
Pause in Gardelegen

Weiter ging´s. Mit dem Wetter hatten wir wirklich Glück. Zwar war der Himmel Wolkenverhangen, trotzdem konnten wir im Trockenen fahren. Bei Madgeburg setzten wir uns auf die Autobahn, um nun ordentlich Kilometer zu machen. Die A14 war die Härte. Baustelle an Baustelle wechselte sich ab und es war eintönig und nervig. Nach einer Pause in Könnern und einer weiteren Pause nach dem Verlassen der Autobahn erreichten wir Sayda glücklich und zufrieden und vor allem im Trockenen. Bei der Ankunft in der JuHe Sayda erspähten wir bereits Petras und Franz´Moppeds und freuten uns auf unser Wiedersehen. Nach ausgiebigem Knuddeln und freudiger Begrüßung kam nun der unangenehmere Teil des Tages, nämlich das Einchecken und dem damit verbundenen Offenlegen der Karten, wer denn nun noch überhaupt ein Bett hier in der JuHe benötigen würde. Über das geführte Gespräch möchte ich hier nichts weiter sagen, nur so viel, dass die Herbergsmutter trotz der Umstände noch sehr kulant war. Wahrscheinlich hatten wir aber auch nur Glück, denn eine andere 60-Mann starke christliche Biker-Gruppe (Adventisten) hatte sich ebenfalls in der JuHe niedergelassen.

harter Kern
der harte Kern

Irgendwann nach 18.00 Uhr trudelte dann auch Bochum-Axel ein und wir ließen nach einem reichhaltigen Abendbrot den Abend gemütlich mit vielen Geschichten und Neuigkeiten aus dem letzten Jahr ausklingen.

Freitag, 14. Mai 2010

Richtig kuschelig sah es nach dem Aufstehen und Frühstück draußen nicht wirklich aus. Das Thermometer zeigte 5° und es nieselte. Trotzdem machte keiner schlapp und wir uns auf zu unserer geplanten Tour Richtung Bastei und Festung Königstein. Manchmal stiegen die Temperaturen ein wenig, manchmal fielen sie. Das war je nach Höhenlage unterschiedlich. Dasselbe passierte mit dem Nieselregen...mal war er kräftiger, mal weniger. Als wir die Bastei erreichten, hörte es sogar für einige Zeit ganz auf zu regnen. Für die letzte Etappe vom Parkplatz zur Bastei gönnten wir uns eine Pferdekutsche. War schon spannend...denn beim Einsteigen zog sich Bochum-Axel an einer hervorstehenden Schraube einen blutigen Scheitel und Petra als militante Pferdeallergikerin ihr Tuch vor den Mund. Und so zog eine sehr merkwürdig anzusehende schwarz gekleidete Truppe den Berg empor. Als sich der Kutscher auch noch zu uns umdrehte und ich in sein Gesicht sah, erinnerte mich das ganze hier stark an eine Szene aus dem Film "Tanz der Vampire" mit dem Diener 'Koukol'...echt gruselig. :-)))

Abfahrt in Sayda
Abfahrt von der Jugendherberge Sayda

Pferdekutsche
Mit der Pferdekutsche auf die Bastei

Die Bastei enterten wir zusammen mit tausend anderen Touris, die hier trotz Schmuddelwetters genau wie wir den fantastischen Ausblick auf die Elbe genießen wollten. Das Plateau befand sich hoch oben, und unter uns nur gähnende Leere. Ein paar unkende Bemerkungen von Bert und Axel über mögliche spontane Felsabbrüche reichten mir dann auch und ich verließ die Aussichtsplattform wieder, um etwas sichereren Boden unter die Füße zu bekommen. Aus genügend Entfernung zum Abgrund schoss ich ein paar Bilder und nahm noch einmal abschließend allen Mut zusammen, um auf der Aussichtsplattform bei der Aufnahme eines letzten Gruppenfotos zu posieren. Jetzt aber nix wie wech...

auf der Bastei
Gruppenfoto auf der Batei

Den anschließenden Rückweg zum Parkplatz erledigten wir zu Fuß...es ging ja auch leicht bergab, das war zu schaffen. Allerdings nahm jetzt der Regen wieder zu und wir waren froh, als wir den Parkplatz erreichten und uns unsere "Mützen" in Form von Helmen aufsetzen konnten. Unser nächstes Ziel war nun die Festung Königstein, welche wir nach einer Kurzbesichtigung des Lichtenhainer Wasserfalls und einer weiteren Stunde nun mit mittlerweile durchnässten Handschuhen und anderen nicht-wetterresistenten Utensilien erreichten. Ursprünglich war eine Besichtigung geplant, angesichts der Wetterlage und der hochgezogenen Schultern aller Teilnehmer wurde diese aber gecancelt und der schnellste Weg in Richtung JuHe in Sayda eingeschlagen.

Früher als geplant erreichten wir durchnässt und tiefgefroren die JuHe um kurz nach 16.00 Uhr. Wir waren froh, dass wir nun die Klamotten gegen warme und trockenen Sachen tauschen konnten, gleichzeitig aber auch stolz, dass wir die Tour bis zum geplanten Ende durchgehalten hatten. :-)))

Ankunft Sayda
Ankunft gegen 16:00 Uhr in Sayda

Nach einer heißen Dusche und einem wärmenden Kaffee sah die Welt auch schon wieder gleich ganz anders aus. Wir lachten, blödelten rum und hatten jede Menge Spaß...jaja, so ein Erlebnis schweißt einfach zusammen. :-))

Nach dem leckeren Abendessen in Form eines Grillbuffets ließen wir auch diesen Abend zufrieden ausklingen.

Samstag, 15. Mai 2010

Und wieder summte das Handy zur gestellten Weckzeit, und wieder folgte der Blick aus dem Fenster nach dem Aufstehen....und strahlendes Lächeln war die Folge, denn es regnete nicht. Die Wettervorhersage des gestrigen Abends hatte also Recht behalten....kein Regen. Auf die angesagten Temperaturen von 12° freuten wir uns, zurzeit zeigte das JuHe-Thermometer zwar nur 3° an, aber wir waren fest davon überzeugt, dass jederzeit die Sonne durchbrechen würde und uns die vorhergesagten Temperaturen auch bescheren würde.

Weit gefehlt!!! Bei 4° setzten wir uns kurz nach 9.00 Uhr in Bewegung. Dann kam der erste Berggrat und das Thermometer zeigte nur noch 3°. Ich beschloss ab hier, eine andere Einstellung auf meinem Display zu wählen und ignorierte einfach die Thermometeransicht und das beschlagene Visier (trotz Doppelvisier) und meine tauben Fingerspitzen. Weiter ging es gefühlt bergauf, immer irgendeinem Bergkamm folgend. Dann wurde langsam auch die Sicht schlechter, der Nebel verdichtete sich. Egaaaaal, jetzt nur nicht aufgeben. Irgendwo in 800 Metern Höhe und Nebel unter 10 Metern Sichtweite erreichten wir die Auffahrt zum Basaltfächer am Hirtstein. Als wir die Auffahrt emporfuhren, kam uns eine Gruppe anderer Biker grüßend entgegen. Oben angekommen meinte dann Franz, Manne erkannt zu haben. Manne war unser Tourenguide und Motorrad-Guru vor mehr als 10 Jahren gewesen, als wir unsere Sachsentour 1999, organisiert durch das Jugendherbergswerk Sachsen, gefahren waren. Wie schade, dass wir uns verfehlt hatten...man stelle sich ein Begegnung der zweiten Art nach mehr als 10 Jahren vor....völlig losgelöst von Absprachen und Terminplänen. Wie geil wäre das gewesen...

Basaltrose im Nebel
an der Basaltrose

Nebenbei erwähnt zeigte das Thermometer hier nur noch 3°. Meine Beinmuskeln mussten sich kurz vor der Schockgefriergrenze befunden haben, denn beim Aufsteigen auf´s Mopped durchzuckte mich ein reißender Schmerz im Oberschenkel und ich erkannte sofort, dass ich mir eine Muskelzerrung zugezogen haben musste. Unfassbar, ich war begeistert...

Unser nächstes Ziel war nun der Fichtelberg...schon ahnend, dass uns auch dort nichts anderes als ähnliche Sicht wie hier erwarten würde. Und so war es dann auch. Wir erreichten die Einflugschneise zum Fichtelberg und sowohl die Sichtweite als auch die Temperaturen sanken gewaltig. Oben angekommen hatten wir noch 0,5° C und Sicht unter 10m. Nun war erst einmal Pause im oben gelegenen Restaurant angesagt. Bei böhmischer Krautsuppe, Gulasch- und Kartoffelsuppe wärmten wir uns wieder auf. Die Bewirtung war super...denn ich bekam eine kostenlose neue Gulaschsuppe, da mir der Kümmel in der ursprünglich bestellten Krautsuppe leichten Brechreiz bescherte. Dafür von mir ein dickes "Daumenhoch!"

Schneeballschlacht
Schneeballschlacht auf dem Fichtelberg

Die Bude hier oben war gerammelt voll, und wir hatten nicht wirklich Lust, diesen lauschigen, warmen Platz gegen die fast gefrorene Sitzbank unserer Moppeds zu tauschen. Aber wir mussten im Zeitplan bleiben, also wieder raus in das neblige Grauen und nach den Moppeds suchen. Fast wäre Bert noch von einer Dachlawine erschlagen worden, und nur durch geschicktes Ausweichen mit spontaner Beherrschung seines gestähltes Körpers konnte er größeres Unheil vermeiden. :-))))

Jetzt freuten wir uns auf die Abfahrt und darauf, dass es wieder wärmer wurde. Meter um Meter schoben wir uns durch die Nebelsuppe und endlich stieg auch das Thermometer wieder. Auf dem weiteren Weg zu unserem nächsten Ziel "Augustusburg" machte wir irgendwo auf einem Parkplatz erneut Halt. Trotz der gestiegenen Temperatur von nun 6° war es nicht wirklich warm. Axel fröstelte und zog sich zusätzlich noch seine Regenjacke über, was die anderen natürlich zum Lästern animierte. Aber egal, Hauptsache es wärmte wenigstens ein bisschen.

Pause
und noch ne Pause

Zum Glück war es wenigstens trocken. Und so langsam machten nun auch die schönen Strecken Spaß, denn die Straßen waren mittlerweile fast abgetrocknet und man konnte die Moppeds nun doch etwas zügiger laufen lassen. Klasse, jetzt machte es noch mehr Spaß.

Auf Schloss Augustusburg gönnten wir uns Kaffee und Kuchen und genossen den herrlichen Ausblick auf die umliegenden, blühenden Rapsfelder. Ein schöner Anblick....

Schloss Augustusburg
Schloss Augustusburg

Jetzt stand der Endspurt auf dem Plan...zurück zur JuHe in Sayda. Obwohl man sich irgendwie auf die heiße Dusche freute, waren wir aber doch auch irgendwie wieder traurig, dass die diesjährige Himmelfahrtstour schon wieder zu Ende war. Jens hatte sich bereits auf der Rücktour verabschiedet und so verbrachten wir den letzten gemeinsamen Abend nur noch mit 7 Leutchen. Viele Gedanken gingen Axel und mir durch den Kopf: War die Luft raus? Sollten wir das Staffelholz vielleicht abgeben? Sind '10 Jahre Himmelfahrt on Tour' vielleicht wirklich genug? Mit einem lachenden Auge auf die vergangenen Touren und einem weinenden Auge auf die jetzige Tour sind wir unschlüssig, ob wir im nächsten Jahr noch einmal das Abenteuer "Planung einer Himmelfahrtstour" auf uns nehmen wollen...schaun mer aber mal, was die Zukunft bringt.

Abschlussfoto
Abschlussfoto in Sayda

Bine
Mai 2010

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